30.10.2023

Kantonale Tarife 2024 für Berner Pflegeheime: Der Kanton Bern schliesst die meisten Finanzierungslücken, die Infrastrukturpauschale bleibt eine Baustelle

Der Kanton Bern hat heute die Beiträge kommuniziert, die er 2024 an den Pflegeheimaufenthalt zahlt. Diese wurden neu anhand der effektiven Kosten von Berner Pflegeheimen berechnet. Die Kalkulation von CURAVIVA BE zeigt für das Referenzjahr 2022 eine deutliche, vermutlich schon länger andauernde, Unterdeckung. Insbesondere bei der Betreuung der Bewohnenden steht heute zu wenig Geld zur Verfügung. Der Kanton hat dies erkannt und schafft mit den Tarifen 2024 Abhilfe. CURAVIVA BE begrüsst es sehr, dass der Verband mit seinen Forderungen gehört wurde. Handlungsbedarf besteht weiterhin im Bereich der Infrastrukturpauschale.

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat heute die kantonalen Beiträge an Pflege und Aufenthalt in Pflegeheimen für das Jahr 2024 veröffentlicht. Basis für die Tarifkalkulation bilden neu die effektiven Kosten von 80 Berner Pflegeheimen. CURAVIVA BE befürwortet den Wechsel zur kostenbasierten Tarifbestimmung ausdrücklich. Dieser Methodenwechsel schuf die Voraussetzung, um bestehende Finanzierungslücken zu beheben. Die heute vom Regierungsrat kommunizierten Tarife 2024 berücksichtigen mehrheitlich die effektive Kostenstruktur der Berner Heimlandschaft. Ungenügend ist weiterhin die Finanzierung der Infrastrukturpauschale.


Längst fällige Beitragserhöhung im Bereich Betreuung umgesetzt
Der Kanton leistet für den Pflegeheimaufenthalt Beiträge an die Pflege, die Betreuung, die Hotellerie und die Infrastruktur. Im Pflegebereich zeigte sich für 2022 eine leichte Unterdeckung, die sich auf 2024 aufgrund der gestiegenen Lohnkosten verschärfen wird. Der dringendste Handlungsbedarf besteht heute aber im Bereich der Betreuung, ein Missstand, auf den die Berner Pflegeheime seit Langem hinweisen. Denn die Betreuungsleistungen sind aktuell massiv unterfinanziert. Im Jahr 2022 betrug diese Finanzierungslücke über CHF 15 pro Bewohnerin/Bewohner und Tag. Der Regierungsrat hat dies erkannt und auf 2024 eine angemessene Erhöhung der Tarife beschlossen, die auch die Teuerung seit 2022 berücksichtigt. CURAVIVA BE begrüsst die Schliessung dieser eklatanten Finanzierungslücke sehr.

Infrastrukturpauschale klar ungenügend
Aus den Kostenrechnungen der Heime, die von CURAVIVA BE ausgewertet wurden, wird deutlich, dass die Infrastrukturpauschale 2022 um mindestens 14% zu tief war. CURAVIVA BE geht aufgrund dieser Unterdeckung zudem von einem Investitionsstau aus. CURAVIVA BE fordert deshalb umgehend eine Neuberechnung der zum letzten Mal vor 20 Jahren berechneten Infrastrukturpauschale – und zwar auf Basis aktueller Bauprojekte. Dies ist zwingend notwendig, damit die Pflegeheime bedürfnis- und bedarfsgerechte Infrastrukturen zur Verfügung stellen können.

Korrekte Pflegeheimfinanzierung unabdingbar
Knapp 60 Prozent der Bewohnenden in den Berner Pflegeheimen sind auf Ergänzungsleistungen (EL) angewiesen. Ist die EL-Obergrenze nicht genügend hoch angesetzt, können die Pflegeheime ihre Kosten nicht adäquat decken. Da sie ihre Preise nicht einfach den gestiegenen Kosten anpassen können, sind sie auf angemessene Tarife angewiesen. CURAVIVA BE begrüsst es sehr, dass der Kanton sowohl den Lohnanstieg als auch die Sachteuerung für die Jahre 2023 und 2024 vollumfänglich in den Tarifen 2024 abgebildet hat. Die Situation auf dem ausgetrockneten Arbeitsmarkt ist bereits heute prekär. Ohne eine nachhaltige Finanzierung der Lohnkosten drohen Fachkräfte in andere Bereiche des Gesundheitswesens abzuwandern oder der Branche den Rücken zu kehren.

Zurück